Samstag, 21. Juli 2007

Audi R8 4.2 FSI quattro

Audi R8 4.2 FSI quattro - So geht es auf jedem Parkplatz und an jeder Ampel: Hochgereckte Daumen, bewundernde Blicke, neugierige Fragen. Kaum je seit dem Ausflug im Mercedes SLR McLaren haben wir mit einem Testwagen ein solches Aufsehen erregt. Einmal fahren gleich zwei Ferraris an uns vorbei, doch kaum jemand würdigt sie eines Blickes.

Die Herzen der Amerikaner hat der Audi R8 schon im Sturm erobert. In Deutschland dürfte es die schnittige Rennflunder auch nicht schwer haben. Dabei erscheint ein Fahrzeug mit einer Spitzengeschwindigkeit von 301 Km/h wie eine Trotzreaktion in diesen Zeiten, in denen Politiker von den Herstellern sparsamere Autos einfordern und wieder mit dem Thema Tempolimit sticheln. Zum ersten Mal wirft Audi die stillschweigende Übereinkunft mit BMW und Mercedes über Bord und stellt ein Serienauto auf die Räder, das schneller als 250 km/h ist.

Sicherheitsgurt festzurren, Sport-Modus einstellen, Motor anlassen, los geht’s. Der 4,2-Liter V8 meldet sich mit einem kraftvollen Fauchen zu Wort. Der Saugmotor mit Benzin-Direkteinspritzung bringt seine 420 Pferdestärken über eine Visco-Kupplung mit allen vier Reifen auf die Straße – mit maximal 35 Prozent Antriebskraft auf der Vorderachse. Das sorgt für eine überragende Traktion. Die perfekte Gewichtsverteilung und das (leider aufpreispflichtige) Fahrwerkssystem Magnetic Ride besorgen den Rest: Der R8 rast wie auf Schienen durch die Kurve. Die Lenkung gehorcht bedingungslos den Befehlen des Fahrers. Erst wenn man das ESP abschaltet, wird das Heck des R8 im Grenzbereich zunehmend leichter und will wieder eingefangen werden.

Wer selbst eingreifen will, kann sich mit den Schaltwippen hinter dem Lenkrad austoben. Oder er wählt gleich das manuelle Sechsgang-Getriebe. Dann empfehlen wir aber dringend Lederhandschuhe: Es ist zwar fantastisch, wenn der geriffelte Aluminium-Hebel durch die offene Schaltkulisse gleitet und die Gänge mit einem satten Klick einrasten. Aber bei einer wilden Kurvenhatz mit zahllosen Schaltvorgängen reibt man sich an der Alu-Riffelung fast die Finger wund.

So sportlich sich der R8 auch fährt, bei den inneren Werten hat man in Ingoldstadt an die Alltagstauglichkeit gedacht. Wer den R8 schon fest eingeplant hat, um vor dem Clubhaus im Golfplatz Eindruck zu machen, darf aufatmen: Hinter den Sitzen ist noch genügend Platz für zwei Golfbags. Ein kleines Handschuhfach, zwei Staufächer und Becherhalter in der Mittelkonsole gewähren den nötigsten Reisutensilien Obdach. Unter der gewaltigen Fronthaube verbergen sich leider nur magere 100 Liter Laderaum. Gegen Aufpreis liefert Audi ein spezielles Kofferset, das sich kunstvoll verschachtelt in der kleinen Gepäckwanne unterbringen lässt und jeden Kubikzentimeter Platz voll ausnutzt.

Noch nicht da und schon ausverkauft

Die Krönung des R8 wäre eigentlich ein Cabrio. Dazu bekommt man bei Audi nur ein "Vieles ist vorstellbar" zu hören. Beim Dach-Striptease müssten die Ingenieure auch erst ein wesentliches Hindernis überwinden: Wo soll das Verdeck hin? Schließlich ist das Heck voll und ganz damit beschäftigt, dem stattlichen Motor Platz zu bieten. Besser stehen die Chancen, dass der von Audi entwickelte Lamborghini-V10 irgendwann auch den R8 befeuern wird.

Und die Aufpreisliste ist lang. Um nur zwei Hausnummern zu nennen: Das automatisierte Schaltgetriebe lässt sich Audi mit 7900 Euro bezahlen, der empfehlenswerte Magnetic Ride schlägt mit 1740 Euro ins Kontor. Die wichtigsten Märkte für den R8 sind Deutschland und Großbritannien – und natürlich die USA. Dort kostet der R8 etwa 150.000 Dollar.

Bei einer Fahrt durch Las Vegas haben wir uns die "Was wäre wenn"-Frage gestellt: Wenn uns der Wagen gehören würde, ein reicher Texaner aus dem nächsten Spielcasino käme und uns das Doppelte in Bar für den R8 auf den Tisch legen würde – würden wir ihn verkaufen? Wahrscheinlich nicht.

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