Donnerstag, 26. Juli 2007

Lamborghini Murcielago LP 640

Lamborghini Murcielago LP 640 - Der Fahrer sollte also nicht nur mit dem nötigen Können, sondern auch mit einem gesunden Rest an Realitätssinn ausgestattet sein. Denn die Gefühle spielen verrückt: Schon der erste Anblick lässt das Blut in den Adern gefrieren. Das Herz schaltet in den Nachbrenner. Und die Haare im Nacken und an den Armen richten sich auf. Der Kopf? Der schaltet sich spätestens dann ab, wenn die Flügeltür den ledernen Arbeitsplatz des Lamborghini-Piloten freigibt.

Das Design sorgt für Angstzustände. Die Front drängt nur wenige Zentimeter über dem Asphalt unwiderstehlich nach vorn. Wer einen Murcielago im Rückspiegel auf sich zufliegen sieht, sollte sich tunlichst an das Rechtsfahrgebot erinnern. Die flache Rakete donnert heran, vorbei - und ist im nächsten Moment schon wieder verschwunden. In der Ferne kann man allenfalls noch ein wenig von dem wuchtigen Heck erkennen.

Glaskasten

Der ohnehin schon nicht gerade schwächelnde Motor des Murcielago musste sich für den LP 640 einer Fitnesskur unterziehen. Statt 580 PS donnern im Zentrum des 4,61 Meter langen Rennwagens nunmehr 640 Pferde los. Die meisten Autofans dürften das Prachttriebwerk meist nur bei einem der zahlreichen Tankstopps des Lambo bestaunen dürfen: Der Zwölfzylinder ist unter einer Plexiglashaube in Szene gesetzt - ein bisschen Exhibitionismus gehört beim Lambo immer dazu (ok, streichen wir das "bisschen").

Spätestens mit dem - optionalen - E-Gear-Getriebe lassen sich Formel 1-Gefühle endgültig nicht mehr länger unterdrücken. Endlich einmal ein Auto, zu dem die Lenkradpaddel wirklich passen. Und das die Ohren nicht nur bei Höchstdrehzahl akustisch verwöhnt. Der Sound aus Motorblock und Abgasanlage ist kraftvoll und potent. Dabei wurde glücklicherweise auf das aufdringliche Dröhnen des kleinen Bruders Gallardo verzichtet, der einem zwischen 3.500 und 5.000 Touren bei aller Liebe den letzten Nerv raubt.

Doch das neutrale Fahrverhalten des Supersportwagens gibt ein immer sicheres Gefühl. Einzig die zu schwergängige Lenkung und das Eigengewicht von über 1,8 Tonnen trüben das grandiose Rennerlebnis etwas. Mit warmen Reifen scheint die Haftung keine Grenzen zu kennen – und das alles ohne protziges Spoiler-Leitwerk am Heck. Für zusätzliche Sicherheit im Grenzbereich sorgen ABS, Traktionskontrolle - und zur Not zwei Frontairbags. ESP bleibt außen vor - aber man vermißt es auch nicht.

Die Sitze sind nicht perfekt auf jede Körpergröße einstellbar. Und die geringe Dachhöhe lässt Fahrer ab 1,88 Meter doch lieber zu einem etwas geräumigeren Konkurrenzprodukt greifen. Für wahre Rennsportatmosphäre sorgen die ledernen Schalensitze, das griffige Wildleder-Lenkrad und eine Fahrerposition, die man eher als Liegen denn als Sitzen bezeichnen sollte.

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